
Manche Altproduktionen des MM-Verlages sind besser als ihr Ruf. Es ist klar - es kann sich hierbei um keine Standards des modernsten Kartonmodellbaus handeln, aber irgendwie bewirkt das Zusammenspiel der Graphik, der Vorbild-Konstruktion, des Modellentwurfes, aber auch oft (unabsichtigt!) der alten, rauhen und "moosigen" Kartonsorte, daß die Modelle schwieriger als die gleichaltrigen zu bekommen sind und daß sie zusammengebaut zu äußerst gelungenen und unverwechselbaren Ausstellungsobjekten jeder Sammlung werden... Zweifellos gehört zu der Kategorie die Produktion des MM-Verlages Nr. 4/1987 mit dem Doppeldecker - Bombenflugzeug BREGUET XIX B-2 in der Darstellung der 60.61 N80 Maschine der polnischen Luftwaffe aus dem Jahr 1920 als Kartonmodellbausatz im Maßstab 1:33.
Ein Bausatz, der seiner Zeit weit voraus war... Die Detaillierung, die Graphik und die allgemeine Ausarbeitung der Flugzeugkonstruktion ist auf jeden Fall überdurschnittlich!
Modellentwurf: Andrzej Karpinski.
Die BREGEUET XIX steht neben der POTEZ XXV als eine der häufigst produzierten Flugzeugkonstruktionen der Zwischenkreigszeit dar (da damals keine genaue Statistiken geführt wurden, kann es nicht zweifelsfrei ermittelt werden). Außer Frankreich wurde die BREGUET XIX in Spanien, Belgien und Jugoslawien produziert... Der Prototyp des Flugzeuges wurde im März 1922 beflogen und ging bereits im Jahre 1924 als bewaffneter Aufklärer in Dienst. 1927 wurde die Bomberversion BREGEUET XIX B-2 ausgeliefert. Das Flugzeug kam mehrmals zum Kampfeinsatz, vor allem im Spanischen Bürgerkrieg (auf beiden Seiten) und wurde als eine zuverlässige und robuste Konstruktion von den Piloten geschätzt. Am besten blieb jedoch die die BREGEUT XIX als eine Challenge-Maschine in Erinnerung. Die stabile, grösstenteils mit Stoffbeplankung überzogene Metallkonstruktion ("Blechbüchse" genannt), die durch Zusatztanks große Reichweiten erreichen konnte, unternahm viele erfolgreiche und schlagzeilenträchtige Rekordflüge, so flog z.B. in den Tagen 27. August - 25. September 1926 die Besatzung, Leutnant-Pilot Boleslaw Orlinski und Bordmechaniker Leon Kubiak, die Strecke Warschau-Tokyo-Warschau (insgesamt 22600 km innerhalb der reinen Flugzeit von 121 Std. und 10 min.). Die BREGEUET XIX flog als erstes Flugzeug der Welt im September 1930 mit Maurice Bellonte und dem Breguet-Testpiloten Dieudonné Costes pausenlos die Strecke Paris-New York, und am 27-29. September führte sie in einen -aus heutiger Sicht unglaublichen- Flug durch, einen Weltrekord in der Kategorie der Geradeausflüge: Costes und Bellonte starteten in Paris und flogen bis das Benzin ausging (!) bis nach Tsitsihar in der Mandschurei - 7905 km lang!
Max. Geschwindigkeit: 220 km/h; Reisegeschwindigkeit: 180 km/h; Antrieb: Reihentriebwerk Hispano-Suiza 12Nb mit etwa 650 PS; Besatzung: 2 Mann.
283 Bauelemente auf 6 Bögen 21x30cm: gut detaillierte Schießstand- und Cockpiteinrichtung; drehbarer Propeller, detaillierte Bewaffnung: drehbare doppelte 7,62-Maschinengewehre Lewis und zwei 7,62-Geschütze, gut detailliertes Fahrgestell; Züge der Höhen- und Seitenruder auf Schablonengrundlage...
Modellspannweite: 45cm!
General-, Bauzeichnungen und Montageskizzen ergänzen eine polnische Bauanleitung.
Gute Graphik und Farbgebung auf etwas rauher ("moosiger") Kartonsorte, die jedoch zufälligerweise die Stoffbeplankung des Flugzeuges perfekt nachbildet! Zweifelsohne würde das Modell auf einer modernen, glänzenden Kartonsorte viel von seinem Erscheinungsbild eines Oldtimers verlieren!