
Auch der ModelCard-Verlag (Nr.45) hatte seine "Flaggschiffe"! Eins davon ist fraglos der japanische leichte Kreuzer OYODO im Bauzustand von 1945 als Präzisions-Kartonmodellbausatz im Maßstab 1:200. Ein besonderer Kartonmodellbausatz, der mehr Schablonenelemente als reguläre Papier-/Kartonteile aufweist (s.u.) und dadurch eine überdurschnittliche Präzision der Kreuzerdarstellung, trotz seines Alters von knapp über 10 Jahren, ermöglicht...
Modellentwurf: Ryszard Bartkowski.
Die OYODO -Klasse wurde als eine Entwicklung der AGANO-Kreuzer gezielt für Aufgaben als Flaggschiffe von U-Boot-Verbänden konzipiert. Es war eine moderne Konstruktion, die für einen Aktionsradius von 10000 km (bei einer Geschwindigkeit von 18 kn), eine Fähigkeit von kurzfristiger Katapultierung von 6 Flugbooten nacheinander (alle 4 min. konnte eine Maschine in die Luft geschickt werden) ausgelegt war und über erweiterte Ausstattung von Funk-, Aufklärungs- und Verbindungsvorrichtungen verfügte. Auch die Bauweise der Flugzeug-Kreuzer war nicht typisch: beide Drillingstürme mit 155mm-Seegeschützen wurden auf dem Vorderschiff plaziert, das gesamte Heck mit einem Hangar und 45m-langem Katapult war dem Flugzeugbetrieb untergeordnet. Um die hohe Geschwindigkeit von 36 kn zu erreichen, wurde die Bepanzerung des Schiffes nur auf das Nötigste (außer der Borde und Artillerietürme war der Maschinenraum von oben und seitlich, sowie die Munitionskammer mit 60, bzw. 30mm bepanzert).Von zwei geplanten Einheiten (OYODO und NIYODO) wurde nur die erste erstellt. Am 2. April 1942 lief sie bei der Kure-Werft vom Stapel. Die OYODO nahm an Operationen des Verbandes des Superpanzers MUSASHI teil, wurde dabei am 29. März 1944 vom U-Boot USS TUNY mit einem Torpedo getroffen, ab November 1944 beteiligte sie sich an den Aktionen der 2. Flotte (u.a. Beschuss von Landungstruppen bei Mindoro), dann wurde sie der 5. Kreuzerdivision und später der 4. Flugzeugträgerdivision angeschlossen. Ab 1. März 1945 war der Kreuzer als eine Schuleinheit in Kure stationiert. Am 19. März wurde die OYODO bei einem Luftangriff der 58. Task Force 3 mal direkt mit 500-Pfund-Bomben getroffen und erlitt noch zahlreiche Beschädigungen von nahexplodierenden Bomben. Nach einer notdürftigen Reparatur, die die rechte Schlagseite aufgehoben hatte, konnte sich die Einheit mit einer Geschgwindigkeit von unter 12 kn und zwar nur bei ruhiger See bewegen. Es reichte aus, um den Kreuzer nach Edauchi zu verlegen, was ihn allerdings von dem Schicksal der meisten japanischen Militärschiffe nicht bewahrte. Bei einem massiven Luftangriff von 50 Flugzeugen der US-Navy bekam die OYODO am 27. Juli 1945 einen direkten Treffer und einen Tag später, bei einem Angriff wiederum von 40 58.Task Force-Flieger noch 4 direkte und zahlreiche indirekte Treffer, kenterte zu Steuerbord und versank. Im Jahre 1947 erblickte die OYODO noch einmal das Licht der Welt als sie gehoben wurde, ein Jahr später wurde sie allerdings bei der Harima-Werft abgewrackt...
Verdrängung: 8164 t; Antrieb: 4 Dampfturbinen Kampon und 4 Kessel Kampon mit einer Gesamtleistung von 110430 PS.
581 Elemente (auf 8 Bögen 30x42cm) bescheinigen dem Schiffsmodell eine durchaus gute Detaillierung: alle Waffen (10x 343mm-, 12x 152mm-, 2x 76mm-, 3x 533mm-Torpedorohre) wobei die Hauptgeschütze als dreh- und schwenkbar und die Mittelgeschütze und das Flugzeugkatapult als drehbar gebaut werden können, Decks, Aufbauten und Ausrüstung (8-teilige Scheinwerfer, 5, bzw. 8-teilige Entfernungsmesser, zwei Wasserflugzeuge Zui-un) wurden solide dargestellt.
Modelllänge: 96cm!
Dazu kommt aber die Besonderheit des Bausatzes, die vielleicht den orthodoxen Kartonmodellbauern Bauchschmerzen bereiten könnte, aber für alle Bastler, die keine Berührungsängste mit Nicht-Papier-Teilen haben, macht es die Modellkonstruktion überzeitlich: 477 Drahtschablonenteile + 26 Stecknadeln + 128 Ankerketten-Glieder, was eine Gesamtanzahl an Schablonenelementen von 631 Stück ergiebt! Naja, wer zählt eigentlich die einzelnen Ankerketten-Glieder... aber das ganau, sowie die tabellarische Aufstellung aller Schablonenelemente nach Drahtstärke (zwischen 0,4 und 1,00mm), Länge, Anzahl und Positionierung auf dem Modell, zusammen mit den technischen Zeichnungen, z.B. der Ankerkette in 4:1 (Vergrößerung) und der Masten-Zeichnungen (wo jede Sprosse, jeder Träger durchnummeriert und in einer Tabelle mit genauesten Angaben wiedergegeben wird...) sagt einiges über der Ausarbeiteung der Kreuzerdarstellung aus! ...und sie ist wirklich nicht schlecht, trotz des Alters des Bausatzes!
Natürlich noch nicht die modernste, aber gut annehmbare Graphik und Farbgebung.
General-, zahlreiche Detailzeichnungen und Detailskizzen ergänzen polnische Bauanleitung